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Mobbing im Internet: Kinder vor Cyber-Mobbing schützen

Unsere Kinder werden wie selbstverständlich mit digitalen Medien groß. Aber wie können wir sie vor Cybermobbing und sexuellen Belästigungen im Netz schützen? Was müssen Teenies in sozialen Netzwerken beachten?


Schutz der Kinder vor Cybergrooming

Cybermobbing, Cybergrooming – diese Begriffe sind vielen nicht nur fremd, sie machen auch Angst. Wie können wir unsere Kinder und sie sich selbst vor Beleidigungen und sexuellen Übergriffen im Netz schützen?

Vorne weg: Umgangsformen und Werte, die im öffentlichen Leben zählen, gelten auch für Online-Medien. Denn auf der anderen Seite sitzen Menschen mit Gefühlen, denen mit Respekt und Toleranz zu begegnen ist. Da kann schon die Anzahl von "Likes" das Selbstbewusstsein beflügeln oder eben etwas drücken. Deswegen muss man natürlich nicht grundsätzlich alle Bilder der Freunde als "gefällt mir" markieren. Ehrlichkeit bleibt gefragt, auch bei Kommentaren, aber diese sollten nicht schonungslos und radikal sein, sondern achtsam und einfühlsam. Jugendliche können sich beim Bewerten und Kommentieren von Bildern bei Instagram, Snapchat, TikTok (früher Musical.ly) usw. überlegen, wie sie selbst behandelt werden möchten und so auch mit anderen umgehen. Gleiches gilt für das Miteinander in WhatsApp-Gruppen.

Hierüber sollten wir Eltern mit unseren Kindern sprechen und sie darin bestärken, uns davon zu berichten, wenn ihnen vermehrt böse Kommentare und Bilder begegnen, welche die betroffene/abgebildete Person sicherlich nicht selbst eingestellt hat, oder sonst etwas komisch erscheint. Vertrauen ist hier ganz bedeutsam – Eltern sollten immer ein offenes Ohr haben, Interesse zeigen und wissen, wo ihre Kinder angemeldet/aktiv sind, aber nicht heimlich das Handy nehmen und die Kinder ausspionieren (ich möchte auch nicht, dass sie mein Handy durchstöbern). Selbst, wenn dies nicht aus einem Kontrollinstinkt heraus geschieht, sondern aus elterlicher Sorge. Ratsamer ist es, die eigenen Bedenken offen zu äußern und diese mit dem Kind zu diskutieren, ohne die "neuen Medien" zu verteufeln. Gleichzeitig dürfen Mama und Papa ihrem Kind die mediale Kompetenz ruhig zutrauen – mit der entsprechenden Aufklärung im Umgang mit sozialen Medien.

Privatsphäre im digitalen Netz schützen

Was sollte man nun beim Umgang mit sozialen Medien beachten? Ganz wichtig ist, dass Kinder ihre Persönlichkeit schützen. Das betrifft Daten und Fotos. Generell gilt: Je mehr man von sich veröffentlicht, desto angreifbarer wird man. Da wird in Tellonym-Storys, die man z.B. bei Insta als Link dazuschalten kann, darüber berichtet, ob man noch Jungfrau ist bzw. ob man schon mit einem Mädchen geschlafen hat, ob man Neigungen für dasselbe Geschlecht hat, welche Körbchengröße bzw. welche Länge die „stolze Männlichkeit“ hat – und dies ist für alle sichtbar, kann in Screenshots dokumentiert und verbreitet werden. Oder auf TikTok, Youtube und Snapchat werden Videos gepostet, in denen junge Teenies vor der Kamera performen, ihr Zuhause zeigen und/oder ihre ganz Lebensgeschichte erzählen. So weiß das Umfeld, dass die Tamara aus der 8d schon raucht, dass die Elli bereits mit 12 ihre Periode hat und dass der Ben sein erstes Mal mit 14 erlebt hat. Rückblickend werden sich viele Teenager fragen, warum habe ich das bloß gepostet, denn das ist festgehalten im Netz. Im Umkehrschluss, je weniger man preisgibt, desto weniger antastbar ist man.

Eine Sicherungsmaßnahme könnte sein, in den Einstellungen zu wählen, dass das Konto privat - und nicht öffentlich - sein soll. So kann man den Kreis der "Bewerter" mitbestimmen und die Gruppe überschaubar halten. Auch bei TikTok sollte die Gruppe der Zugriffsberechtigten auf Freunde beschränkt sein.

Onlinedienste für Jugendliche – worauf sollte man achten?

  • respektvollen Umgang im Netz leben
  • Smartphone mit PIN oder Fingerprint sichern
  • z.B. bei Instagram/TikTok privates (statt öffentliches) Konto anlegen
  • bei jüngeren Kindern Konto gemeinsam einrichten
  • Datensparsamkeit, wenig Persönliches preisgeben - keine vollen Namen, keine Adresse, Vorsicht mit Chats
  • im engen Austausch mit Kindern über Online-Aktivitäten bleiben - mögliche Fragen wären:
    - Was für Bilder postest du?
    - Was machst du, wenn mal ein blöder Kommentar kommt?
    - Wem folgst du so bei Insta?
  • achtsam sein für kritische Inhalte
  • Kinder beim "Nein"-Sagen untersützen, sie sollen ihrem Bauchgefühl vertrauen, wenn ihnen was komisch erscheint (auch zum Schutz vor sexuellen Belästigungen, Stichwort Cybergrooming)
  • Kinder für Mobbing-Inhalte sensibilisieren und sie bestärken, euch davon zu erzählen (Warnzeichen können u.a. sozialer Rückzug, Schulangst und Schlafstörungen sein oder sie reagieren verstört, wenn sie auf ihr Handy schauen, verhalten sich anders als sonst)

Cybermobbing – was können wir im Ernstfall tun?

Aber was tun, wenn ein peinlicher Moment festgehalten unnd rumgeschickt wird oder gar ein Bild böswillig manipuliert wird oder "Fakeprofile" angelegt werden, um einer Person bewusst zu schaden? Dann beginnt Mobbing im Netz - Cybermobbing, oft mit einer unglaublichen Gruppendynamik. Laut der JIM-Studie aus dem Jahr 2014 gaben 7% der befragten 12- bis 19-Jährigen an, selbst bereits Mobbingopfer gewesen zu sein und 38% sagten Opfer im Bekanntenkreis zu kennen. Heute, fünf Jahre später, ist diese Zahl sicherlich noch gestiegen - mit noch mehr Handynutzern, neuer App-Entwicklungen und noch mehr und immer jüngeren Nutzern von sozialen Netzwerken.

Zwar gibt es in Deutschland kein eigenes Strafgesetz gegen Cybermobbing, aber beispielsweise kann der Verfasser der Verleumdung schriftlich abgemahnt werden (z.B. Verletzung der Bildrechte, Nötigung, üble Nachrede etc.) und auf Unterlassung verklagt werden - bei unbekanntem Täter auch mit Hilfe des Netzbetreibers (mit Verweis auf strafbare Nutzung eines Profils wird die IP-Adresse z.B. an einen Anwalt herausgegeben). Die Inhalte bzw. das bereffende Profil muss umgehend gelöscht werden. Schwierig wird allerdings alles, wenn die Onlinedienste nicht in Deutschland oder zumindest Europa ansässig sind oder wenn die Verbreitung über Apps stattfindet, dann befinden sich die Bilder auch auf allen angeschriebenen Geräten.

Wie verhalten sich Mobbing-Opfer am besten?

Was ist den Betroffenen zu raten, wie sollen sie sich gegen Cyber-Psychoterror wehren?

Hier ein paar Tipps zum Umgang mit Cybermobbing-Angriffen:

  • nicht antworten, nicht rechtfertigen, nicht provozieren lassen, damit es sich nicht noch mehr hochschaukelt
  • Beweise sichern, Screenshots machen, Emails speichern
  • Mobber-Kontakt blockieren, um sich selbst zu schützen
  • Vorfälle dem Netz/App-Anbieter melden und um Sperrung/Entfernung bitten
  • Verbündete suchen – Freunde und erwachsene Vertrauenspersonen, die sich im Netz für das Opfer stark machen
  • ist der mögliche Täter im näheren Umfeld: besonnen reagieren, evtl. einen Mediator/Mittler einschalten
  • in schweren Fällen: Polizei kontaktieren, Anzeige erstatten

Hilfsangebote bei Cyber-Mobbing und Cyber-Grooming findet ihr unter klicksafe.de

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