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Internat als Alternative?

Wäre eine Internatsschule das Richtige für mein Kind? Hier ein paar Infos und Entscheidungshilfen, für welche Kinder ein Internat durchaus eine Alternative zur Regelschule darstellt.


Die richtige Schule - das passende Internat für mein Kind

Zum Thema „Internat“ haben viele eine Meinung und meist keine gute. Ziehen Eltern ein Internat für ihr Kind nur in Erwägung, gelten sie oft schon als Rabeneltern: „Die armen Kinder werden ins Internat abgeschoben, weil das für die Eltern so einfach ist.“ Einige Eltern müssen sich auch anhören, dass ihre Kinder weniger schlau sind bzw. der Schulabschluss käuflich ist: „Da kannst du deinen Kindern, wenn sie’s sonst nicht schaffen, das Abitur kaufen.“ Oder: „Wer kann denn sein Kind ins Internat geben? Das sind alles stinkreiche Familien, die sich für etwas Besseres halten.“ - Die Vorurteile, mit denen Eltern konfrontiert werden, wenn sie darüber nachdenken, ihr Kind in ein Internat zu geben, sind mitunter sehr kreativ verfasst. Gerade in Deutschland haben wir aufgrund unserer Historie extreme Vorbehalte gegenüber vermeintlich elitärem Verhalten. Schnell werden hiermit Internate assoziiert und die bewusste oder unbewusste Aversion wirkt nach – nicht selten, ohne dass wir nähere Kenntnisse über das wirkliche Internatsleben haben. In anderen Ländern, wie zum Beispiel England oder Schottland, ist es völlig normal, wenn die Kinder ein Internat besuchen. Tatsächlich gibt es auch gute Gründe dafür, einen Schulwechsel ins Internat zu erwägen.

Warum entscheiden sich heute Familien und Schüler für ein Internat?

Pauschal lässt sich diese Frage natürlich nicht beantworten, denn jede Familie und jedes Kind ist ganz individuell. Mögliche Gründe sind:

  • Das Kind soll nicht zwischen die Fronten einer Scheidung geraten
  • Das soziale Umfeld wirkt sich negativ aus; Drogen sind ins Spiel gekommen
  • Ein Elternteil ist langfristig erkrankt und die Last soll nicht auf den Schultern des Kindes ausgetragen werden
  • Ein Elternteil ist verstorben; die Versorgung und die Fürsorge können nicht rund um die Uhr gewährleistet werden
  • Hochbegabte Schüler fallen im staatlichen System durchs Raster
  • Gehandicapte Schüler, starke Legastheniker oder z.B. Kinder mit Asperger-Autismus
  • Schüler, die über das Jugendamt an Internate vermittelt werden 
  • Schüler mit besonderen musischen Fähigkeiten oder anderen Begabungen, die Zeit und Raum einfordern
  • Sportlich hochtalentierte Schüler, die neben der Schule intensiv trainieren
  • Schüler, die neben dem Abitur gleichzeitig handwerkliche Fähigkeiten ausbilden möchten
  • Familien mit traditioneller Verbundenheit zu einem Internat
  • Mutter/Vater sind im diplomatischen Dienst tätig und das Kind soll keinem ständigen Schulwechsel ausgesetzt werden
  • Schüler, die Harry Potter oder Hanni & Nanni gelesen haben und gern ein Internat besuchen möchten
  • Familien, die dem staatlichem Schulsystem nicht trauen
  • Schüler, die ganz gezielt – ohne zu viel Ablenkung – ihre Noten verbessern wollen, um den Numerus Clausus (NC) für das Studium zu schaffen
  • Schüler die ein Stipendium oder Teil-Stipendium erhalten
  • Schüler, die einfach stinkefaul sind und bei denen die Eltern sagen „SO NICHT!“
  • Schüler, bei denen die Themen „Lernen“ und „Hausaufgaben“ zu Hause immer wieder zu Streit führen
  • Schüler, die ohne zusätzliche Hilfe keinen mittleren Bildungsabschluss schaffen und individuelleren Förderbedarf haben

Wann entscheiden sich Familien für ein Internat?

Ein Kind im Alter von 10 Jahren – zur 5. Klasse – im Internat einzuschulen, ist etwas völlig anderes als in Klasse 9 oder 10. Tatsächlich ist in den Jahrgängen vor der Abiturphase die Nachfrage bei den Internaten besonders hoch. Als Mutter* von zwei Töchtern, die von Klasse 5 bis zum Abitur ein Internat besuchten, und meiner Tätigkeit als unabhängige Internatsberaterin kann ich sagen, dass es nicht eine Familie in meiner Beratungstätigkeit gegeben hat, die sich die „Entscheidung Internat“ leicht gemacht hat. Ein Kind deutlich früher als gewöhnlich loszulassen, kann eine große Belastung darstellen – gerade für die Mutter. Das ganze Familienkonzept gerät durcheinander. Die Geschwisterkinder sind plötzlich allein. Emotionen fahren Achterbahn. Es bedarf einer umfangreichen Organisation, was z.B. Ferienzeiten angeht. Denn sofern Mutter und Vater arbeiten, muss die Betreuung in der schulfeien Zeit gesichert sein und nur selten ist so viel Urlaub vorhanden. Nicht zuhause zu sein, wenn das Kind internatsfreie Zeit hat, ist ein zusätzlicher Verlust an gemeinsamer Zeit, der verkraftet werden muss und ein schlechtes Gewissen verursacht. Hinzu kommen Vorurteile, Neid und Missgunst von Familie, Freunden, Nachbarn und Kollegen, die sich mit dem Thema Internat nicht auseinandergesetzt haben bzw. in deren Köpfen die anfänglich aufgeführten Vorurteile kursieren.

Das Internat muss zum Schüler und zur Familie passen

Ist die Entscheidung für ein Internat gefallen, muss es für alle Seiten stimmig sein. Auch das favorisierte Internat schaut, ob der Schüler passt, d.h. ob er integriert werden kann, ob die Motivation vorhanden ist und ob der Wille und die Bereitschaft mitgebracht werden, sich in die Gemeinschaft einzugliedern. Extrawürste werden nicht gebraten – das Miteinander ist im Internatsleben oberstes Gebot.

Es sollte daher so sein, dass Internate Schüler ablehnen, deren Beweggründe ausschließlich von Seiten der Eltern ausgehen. Doch auch jedes Internat ist ein wirtschaftliches Unternehmen und finanzielle Aspekte müssen gedeckt sein. Daher dürfen sich Familien die Entscheidung nicht leicht machen, die Verantwortung bleibt bei ihnen. Wichtig ist zudem, dass die Eltern kooperieren. Tatsächlich ist eine häufige Herausforderung für den Internatsstart, dass Eltern Schwierigkeiten beim Loslassen haben. Vertrauen ist oberstes Gebot und die Leitlinie für gemeinsamen Erfolg im Sinne des Kindes.   

Leben im Internat bedeutet…

Viele Eltern sind auf ihre Internatskinder zu Recht stolz. Im Internat zu leben, bedeutet nämlich einen durchgetakteten Tag zu absolvieren. Weiter gilt es: Meistens als Gemeinschaft zu handeln, dabei aber individuell zu bleiben bzw. sich als Individuum zu entwickeln; Toleranz zu erlernen und Hilfsbereitschaft zu zeigen. Die sozialen und schulischen Ansprüche sind gewöhnlich hoch. Exzellente Noten werden nicht verschenkt, wohl aber sind die Rahmenbedingungen für gute Noten gegeben, da sich die Lehrer mehr Zeit nehmen und auf die Schüler wegen der geringeren Klassenstärke besser eingehen können. Der Fleiß zur Umsetzung liegt bei jedem Schüler selbst.

Alles in allem kann der Weg in ein Internat die gesamte Schullaufbahn zum Positiven verändern. Damit hier aber keine leichtfertigen oder unüberlegten Entscheidungen getroffen werden, ist es sinnvoll, sich nachhaltig mit dem Finden des genau richtigen Internats zu beschäftigen und ggf. beraten zu lassen.

Noch Fragen? Oder ist Hilfe beim Entscheidungsprozess gewünscht?

Wenn ihr Fragen rund um das Thema Internat habt, könnt ihr gern die Internatsberaterin und Autorin dieses Gastartikels, Petra Moje, kontaktieren: info@petramoje.de. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrung als „Internatsmutter“ und aus ihrer Praxis als Business-Trainerin & Coach kennt sie verschiedene bewährte Methoden, die diese Entscheidungsbildung auf eine solide Basis stellen.

Buchtipp: Sehr empfehlen können wir zu dem Thema auch das neue, anschauliche Buch von Petra Moje. Mit Hintergrundinformationen zum Entscheidungsprozess, praktischen Tipps und verschiedenen Arbeitsmaterialien (z.B. Entscheidungswürfel, 10-10-10-Methode) werdet ihr bei der Entscheidungsfindung begleitet und kommt Schritt für Schritt eurer ganz persönlichen und für euch passenden Entscheidung näher. Den hilfreichen Ratgeber mit konkreten Handlungsempfehlungen könnt ihr hier bestellen: "Entscheiden lernen - ein Handbuch für die Praxis"*, P. Moje, Books on Demand (BoD), 2021, ISBN-13: 978-3752683592

Anmerkung von kamina:
Wir möchten Petra Moje ganz herzlich für diesen informativen Gastartikel auf unserem kamina-FamilienBlog danken. „Internat“ ist aus unserer Sicht wegen steigender Schulanforderungen und in Zeiten von Homeschooling ein wichtiges Thema – und sollte daher durchaus als mögliche Schulform wahrgenommen werden. Ich muss zugeben, dass ich selbst lange zu den Internats-Skeptikern gehörte. Und ehrlich gesagt hegte auch ich völlig unbelegte Vorurteile, die irgendwo in meinen Gedanken rumspukten. Doch ich habe Eltern in meinem Bekanntenkreis, die sich mit ihrem Kind fürs Internat entschieden haben und deren Familienleben dadurch entspannter geworden ist und an Qualität gewonnen hat. Diese Eltern sind keineswegs Rabeneltern oder elitär – sie sind wie Du und Ich und ihre Kinder sind so individuell wie Menschen eben sind. Dementsprechend passt auch nicht jede Regelschule für jedes Kind. Die Schulentscheidung muss jede Familie im Sinne des Kindes selbst treffen – ohne Pauschalaussagen von außen, sondern nur mit fundiertem Rat. Daher danke an Petra Moje für diese hilfreichen Überlegungen zur Internatsentscheidung.

*Kurze Vorstellung unserer Gastautorin: Petra Moje ist Mutter von zwei hochbegabten und hochsensiblen Töchtern, die von Klasse 5 bis zum Abitur ein Internat besuchten. Als Expertin für komplexe Entscheidungen hat sie sich darauf spezialisiert, das ideale Internat – das Wohlfühlinternat – für Schüler zu finden. Sie durchleuchtet Entscheidungsprozesse, wenn Pro & Contras nicht mehr ausreichen. Wenn die Situation unüberschaubar ist und noch Aspekte im Verborgenen schlummern, die ein Bauchgrummeln verursachen. Genau das holt Petra Moje ans Tageslicht. In kürzester Zeit. So treffen ihre Kunden berufliche & private Entscheidungen – sicher und richtig. Auf den Punkt. https://petramoje.de

Ist ein internat eine Alternative zur normalen Schule?


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