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Umfrage: Homeschooling führt zu Nachhilfe-Boom

Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Schulschließungen haben Schüler und Eltern stark gefordert. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass viele auf Nachhilfe vertrauten, um Homeschooling-Lernlücken zu schließen.


Umfrage: Mehr Kinder brauchen Nachhilfe

Für uns Eltern war das Schuljahr 2020/21 aufgrund geschlossener Schulen und von Distanzunterricht eine große Herausforderung. Wir mussten für unsere Kinder plötzlich neben Mama/Papa-Sein auch Lehrer und Lern-Motivator sein. Dies waren Rollen, die viele von uns - zusätzlich zum eigenen Job - stark herausforderten: Laut einer Studie von GoStudent empfanden rund 80% der befragten Eltern das Schuljahr als „stressig“, 50% waren zudem vom öffentlichen Schulsystem einfach enttäuscht. Diese Ergebnisse überraschten uns nicht, wir gehörten als berufstätige Mamas von Schulkindern definitiv zu der Gruppe der gestressten Homeschooling-Eltern.

Die Monate des Homeschoolings hatten also nicht nur negative Auswirkungen auf die Kinder, sondern ließen - wenig verwunderlich - auch Eltern in Deutschland verzweifeln. Das führte zu einem echten Boom bei privater Nachhilfe. So konnte die Hälfte der 3.000 befragten Familien den Lernstoff des Corona-Schuljahres nur mit externer Unterstützung wie Nachhilfe bewältigen. In Deutschland und Österreich griffen demnach 45% auf regelmäßigen, privaten Nachhilfeunterricht zurück, weitere 25% nutzten die zusätzliche Lernunterstützung immerhin "ab und zu". Speziell in Frankreich war der Nachhilfe-Bedarf übrigens geringer. Vielleicht war das Homeschooling dort organisierter und nicht wie bei uns, von Schule zu Schule qualitativ anders und schlichtweg ein großes Stück Lehrer-abhängig - wer weiß?

Hohe Erwartungen an Nachhilfe

Die Umfrage zeigte auch, dass Eltern in Deutschland klare Vorstellungen haben, was Nachhilfelehrer leisten sollen. 60% der Mütter und Väter erhofften sich dadurch Unterstützung, um die Lernmotivation und den Enthusiasmus ihrer Schulkinder zu steigern. Die Verbesserung von Schulnoten stand bei rund der Hälfte an oberster Stelle. Weiter erwarteten 43% der Eltern die Erstellung eines persönlichen Lernplans für ihr Kind, um u.a. mehr Struktur zu bekommen. Außerdem wünschte sich ein Drittel der Eltern, dass die private Nachhilfe gegen den durchs Homeschooling verursachten Familien- und Schüler-Stress wirkt.

Staatliche Konzepte für Homeschooling fehlen

Diese Umfrage-Ergebnisse spiegeln die Verzweiflung der Familien hierzulande wider, wobei uns ehrlich gesagt in Pandemie-Zeiten die Prioritätensetzung zugunsten guter Noten etwas überraschte. Allerdings kann der Wunsch nach "Verbesserung von Schulnoten" aus Angst vor Nicht-Versetzung oder durch die Relevanz der Klassenstufe (4., 9. oder 10. Klasse) angetrieben sein. Aber egal wie im Detail die Wünsche der Eltern sind, die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass vor allem die Qualität von Onlineunterricht stimmen muss. Sonst sind die Lücken einzelner und das Gefälle in den Klassen zu groß. Präsenz-Schulstunden lassen sich eben nicht einfach ins Digitale übertragen.

Das es hierfür eine Umstellungsphase gebraucht hätte, war klar, aber die Zeit im Sommer 2020 wurde nicht genutzt, um gute Homeschooling-Konzepte für staatliche Schulen zu entwickeln. Die Leidtragenden sind die Schüler und die Eltern - und vermutlich sogar die Lehrkräfte, die sich eventuell auch klare Konzepte mit praktischen Anregungen herbeisehnen. Aktuell besteht in Deutschland diesbezüglich weiter Nachholbedarf bzw. Nachhilfebedarf. Deswegen wird der Nachhilfe-Boom noch einige Zeit anhalten - kombiniert mit den hohen Erwartungen an eine gute Nachhilfe.

Ferien für Schließen der Lernlücken nutzen?

Wie groß die Ängste der Eltern sind, beweist auch die Tatsache, dass viele Familien die Sommerferien zumindest teilweise zum Aufholen des Schulstoffes nutzen möchten. 36% der an der Umfrage teilnehmenden Eltern schätzten, dass ihr Kind in der Ferienzeit zwischen sechs und zehn Stunden pro Woche lernen muss, um Bildungslücken bis zum Start des neuen Schuljahres zu schließen. 12% meinen, dass Kinder während der Sommerferien sogar mehr als zehn Stunden die Woche lernen müssen, um Versäumnisse aufzuholen. An einigen Schulen wird hierfür eine freiwillige Sommerschule angeboten, der Bedarf für die einzelnen Schüler wurde im Vorfeld anhand von Diagnose-Tests ermittelt.

Die andere Hälfte der Elternschaft zeigt sich entspannt: Fast 40% der Eltern sind der Auffassung, dass weniger als fünf Stunden Lernen ausreichend sind. 12% denken, dass keine Extra-Lerneinheiten im Sommer erforderlich sind. Gleich, ob Sommerschule oder privates Lernen, wir hoffen, dass die Kinder trotzdem Schulferien erleben und genießen dürfen. Denn Homeschooling war für alle anstrengend - selbst für die wenig motivierten, eher „faulen“ Schüler.

Zweifelnder Blick ins Schuljahr 2021/22

Mit Blick in die Zukunft scheinen viele Eltern wenig optimistisch zu sein, denn über 40% der Befragten in Deutschland und Österreich sind sich nicht sicher, ob das kommende Schuljahr nicht weitere pandemiebedingte Schulschließungen mit sich bringen wird. Jedes fünfte Elternteil geht sogar fest davon aus, dass die Schulen wieder schließen werden, jede/r dritte Mutter/Vater hierzulande ist hingegen überzeugt, dass die Schulen im Schuljahr 2021/22 geöffnet bleiben. Bei unseren französischen Nachbarn ist jeder Zweite zuversichtlich, in Spanien sogar zwei Drittel der Elternschaft. Drücken wir die Daumen!

Infos zu Umfrage:
Im Mai 2021 befragte die Lernplattform GoStudent rund 3.000 Eltern von Schulkindern in Deutschland, Österreich, Spanien und Frankreich.


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